Les absents n'ont pas tort

Ich weiss, der Franzose sagt, die Abwesenden seien im Unrecht. Das gilt aber sicher nicht für das Länderspiel der Schweizer gegen die USA. Und es hatten da viele Recht. Und ich freue mich ja, wenn die Frazosen nicht immer richtig liegen. Was sich gegen Österreich angedeutet hatte, verschlimmerte sich gegen die Übermacht aus den USA. Die Amerikaner verloren die Orientierung am Mittwochabend nur einziges Mal, und das lag nicht im Geringsten an einem wunderbaren Spielzug der Schweizer. Erstens gab es letzteres nicht, und zweitens war ihnen dieses Malheur schon vor dem Anpfiff (nicht zu verwechseln mit dem sehr häufig gehörten Auspfiff) passiert. Beim Abspielen der Hmyne, wussten die Amis nämlich nicht, ob sie nun der digitalen Fahne zur linken oder zur rechten den Rücken zuwenden durften.

Für Heiterkeit sorgte weder der nervige Stadion-Pausenclown Dominique Antener (weiss der Kuckuck, warum ausgerechnet ein Welscher mit holprigem Deutsch dafür engagiert wurde) noch Dagobert Cahannes, mit seinen kleinen Schenkelklopfern wie "Die Partie beginnt wegen der Live-Übertragung in die USA erst um 20.35 Uhr; Präsident Bush hat wegen einer Sitzung fünf Minuten Verspätung" oder an den Mann mit der verlorenen Identitätskarte "Ich hoffe, Sie wissen auch ohne Karte, wie Sie heissen". Hallo, das ist kein Buurezmorge der Schafs-Vertreibungs-Partei!

Nun zum bitteren Ernst: Pascal Zuberbühler passte sich dem biederen Niveau seiner zehn Vorderleute an und griff im entscheidenden Moment daneben. Deshalb kam es nach Spielschluss zu folgenden Äusserungen unseres wenig eloquenten Nationalcoachs: "Es gibt nichts schön zu reden. Es kam nicht unerwartet, dass wir gegen einen ausfässigen, frischen Gegner Mühe haben. (Zwischenfrage: welchen Gegner meinte Kuhn???) Weil wir die Geduld und die technischen Finessen mangeln liessen, gelingt es uns nicht, so ein Spiel zu dominieren. Qir wollen nicht als Entschuldigung herbeiziehen, dass wir wegen vieler Verletzungen noch nie in dieser Zusammensetzung gespielt haben (und man macht es implizit mit dieser Aussage eben doch...). Es war der erwartet schwere Gegner. Ich versuchte das den Spielern vor der Partie beizubringen. Ich weiss aber nicht, ob es bei allen angekommen ist. Fehlerhaftes hat in der Erfahrung der Spieler aber auch Gutes. Nurmit Fehlern können wir uns weiter entwickeln. (von wegen nicht schön reden) Diese Erfahrungen, so schmerzlich sie auch sind, bringen die Spieler weiter (das müssen gestern riesige Fortschritte gewesen sein in diesem Fall). Erfahrungen sammeln, ist Teil unseres Lebens (Hoch lebe der Philosoph). Ich will jetzt nicht die Abwesenden auflisten (was soll dann der Wirbel mit der 40-Mann-Kaderliste?). Wir müssen lernen, auch unter diesen Umständen die Geduld zu wahren und uns nicht auf einen Fight einzulassen (welcher Fight bitte sehr?)."

Zurück bleiben viele Fragen und Fragezeichen. Wer soll an der EM unser Tor hüten? Coltorti wäre wohl gesetzt, wäre er in Santander gesetzt. Benaglio überzeugte in der Nationalmannschaft bisher nicht. Leider. Bleibt Zubi. Super. Was macht Grichting in der Nationalmannschaft? Er ist die personifizierte Blassheit. Hinten zwar solid, aber nicht mehr, vorne bei stehenden Bällen harmlos wie ein Schluck Wasser. Ein Tor in gefühlten zehn Jahren Ligue 1 sprechen Bände. Eggimann hat allein in dieser Saison schon doppelt so viel eingenetzt und ist erst noch ein Patron.

Und dann wären da noch die Verletzungen: Djourou, Philipp Degen, Vonlanthen, Gygax und auch Frei verletzten sich zuletzt im Camp oder sogar (früh) im Spiel mit der Nationalmannschaft. Ob die Alarmglocken im aufgestockten Staff der Mediziner läuten? Zumindest bei Vonlanthen und Djourou stellt sich die frage nach dem richtigen Aufwärmen, wenn sich die armen Kerle, kaum auf dem Feld, schon etwas zerren. Die vier EM-Stadien in der Schweiz sind bereit, leider ist aber das Nationalteam noch eine Baustelle.

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