Tag der Entschuldigungen

Am Samstag und Sonntag ging es auf und neben den Schweizer Fussballplätzen zu wie einst mit John Wayne, Charles Bronson, Henry Fonda oder Bud Spencer und Terence Hill im Wilden Westen. YB Zayatte streckt Huggel in bester Manier von Mike Tyson nieder, wird dafür mit der Gelben Karte belohnt. In Luzern tobten sich nach dem heroischen 1:1 die Fans des FC St. Gallen aus und legten sich mit der Polizei an. Wohl war man bei den Ostschweizern unzufrieden, dass diese ihren Trainer ad interim und Sportchef den nötigen Schutz gewährten. Spätestens heute weiss man: Gut Ding will kein Weiler haben, dafür ist man jetzt im Espenmoos Balabala. Fragt sich was besser ist.

Doch der Reihe nach: Der FCSG entschuldigte sich bei der Öffentlichkeit für das Verhalten seiner Fans in Luzern, präsentierte wenig später Krassimir Balakov als neuen Trainer. Der Bulgare nimmt seinen Dauer-Assistenten Rainer Widmayer, mit dem er ja schon bei den Grasshoppers bahnbrechende Erfolge gefeiert hatte, mit und macht damit direkt dort weiter, wo er bei den Hoppers in die Wüste (oder wohin auch immer) geschickt worden war. Nämlich mit dem Spiel egen den FC Zürich. Vor der letzten Meisterschaftspartie gegen den Meister hatte man in Niederhasli Balakov als persona non grata erklärt und ihm gleichzeitig für seinen Einsatz gedankt, nun taucht er zwei Tage vor dem Vergleich mit dem Stadtklub also bei den St. Gallern auf. Das ist nicht gaga, sondern eben ein bisschen (oder "bissle", wie der schwäbisierte Balakov zu sagen pflegt) Balabala.

Entschuldigung Nummer 2 kam heute von den Young Boys, die sich nicht an die Öffentlichkeit, aber öffentlich an den FC Basel wendeten. Kamil Zayatte hatte Erbarmen mit Huggels Gesichtszügen und malträtierte diese derart heftig mit dem Ellbogen, dass der zeitweise Nationalspieler sich nun im Spital von einer Gehirnerschütterung zweiten Grades erholen muss. YB erklärte nun, dass man sich in einem Brief bei Basel entschuldigt habe, und diesen Brief habe auch der intern massiv gebüsste (Nachtessen mit Martin Andermatt???) Zayatte unterzeichnet. Er bedaure den Vorfall. Ausserdem, so stehts geschrieben, billige YB "Tätlichkeiten oder sonstiges unfaires Verhalten senier Spieler in keiner Weise". Nun, denn. Hier die Statistik der aktuellen Fair-Play-Trophy der Axpo Super League:
Mit 35 Gelben Karten, einer Gelb-Roten Karte und vier direkten Platzverweisen zieren die Berner mit Abstand das Ende dieser Wertung. Auch dies ist eine Wahrheit. Übrigens: St. Gallen ist Zweitletzter. Mit noch grösserem Abstand.

Man kann nun ein wenden, dass die Rote Karte gegen Carlos Varela ungerechtfertigt ist, aber der feine Kerl Varela muss sich auch nicht wundern. Ist ein bisschen wie das Märchen mit dem lügenden Schafhirten. Aber vielleicht entschuldigt sich ja der Basler Spieler für seine Schwalbe. Wie sich all die Linienrichter für ihre Fehler an diesem Wochenende entschuldigen, weil sie gerade gleichzeitig noch für das nächste Eidgenössische am Fahnenschwingkurs teilgenommen haben und ihr Aufheben des Fähnleins in keinem Zusammenhang mit dem tatsächlichen Spielgeschehen hatte. Massimo Busacca entschuldigt sich bei Zayatte für die Gelbe Karte und nimmt sie zurück, nur dies würde eine Sperre gegen den YB-Spieler ermöglichen. GC entschuldigt sich per Handschlag bei senien wenigen Fans für die dürftigen Auftritte. Der FCZ macht das auch für seine durchzogenen Auswärtsauftritte, findet die Fans aber hinter dem Rauch der Petarden kaum.

Und die letzte Entschuldigung vom Tag kommt schliesslich von Köbi Kuhn: Er bedauert es, für die Nationalmannschaft nicht ausschliesslich ausgeruhte Spieler aufbieten zu können. Er werde leider auch beim Aufgebot gegen Nigeria nicht umhinkommen, Spieler, die in ihrem Klub regelmässig im Einsatz stehen, zu selektionieren. Das Reservoir in der Schweiz sei einfach zu klein. Es muss ja nicht gerade Mario Eggimann sein, der noch keine Partie (nicht einmal eine Minute) in der aktuellen Bundesliga-Saison gefehlt hat.

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