Die Panne danach

Wir waren fĂŒr Euch an der FIFA World Player Gala 2007 im Opernhaus und berichten, was nicht auf Eurosport zu sehen war. Also von der Pressekonferenz der jeweils drei nominierten Spieler sowie ein bisschen vom Drumherum.

Cristiane, Marta und Birgit Prinz (man setzt sich jeweils in alhabetischer Ordnung hin) wurden zuerst aufs Podium gebeten. Weil erfahrungsgemĂ€ss der Fragenandrang sich bei den Damen in Grenzen hĂ€lt, befragte Andreas Werz, FIFA-Mediensprecher, mit gesteigerter IntensitĂ€t. Leicht verdattert reagierte dann Prinz, als sie von einer Journalistin nach den drei nominierten MĂ€nnern befragt wurde. "Ich habe es nicht so mit dem MĂ€nner-Fussball", sagte die deutsche Weltmeisterin. Oder mit den MĂ€nnern generell? Hab nicht so aufgepasst... Marta verzichtete auf dem Podium fĂŒr die in den letzten Jahren immer vergossenen TrĂ€nen, sie sparte sich diese fĂŒr die Gala und dem Empfang des Awards auf.

Wirklich interessiert haben ja vor allem die Jungs: Cristiano Ronaldo, Kaka und Lionel Messi. Der Portugiese mit eng geschnittener Designerlederjacke (und darunter nichts?), an deren Reissverschluss er permanent zĂŒpfelte, die Ohrringe glitzerten wie einst die ZĂŒrcher Weihnachtsbeleuchtung, den Kopfhörer fĂŒr die SimultanĂŒbersetzung (oder sollte man besser sagen: Simultanzusammenfassung) lĂ€ssig von hinten ĂŒber den Kopf gestĂŒlpt. Gut, von oben wĂ€re wohl auch höchst gefĂ€hrdend fĂŒr die Frisur gewesen, obwohl angesicht der nicht geringen Gel-Menge, die fĂŒr das modellieren angewandt worden ist, die Frisur eigentlich unzerstörbar schien. Daneben sah Kaka wirklich wie ein braver KlosterschĂŒler aus. Einzig das Armanizeichen auf dem schlichten Pullover deutete gehobenere QualitĂ€t an. Gel war mit seinen Haaren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in BerĂŒhrung gekommen, leicht gefönter Mittelscheitel. Und Messi, der so tief in seinem Stuhl sass, dass man ihn hinter dem Podium kaum mehr erkannte. Dazu passte der weisse Schlabber-Kapuzen-Pulli.

Die Fragen kamen fleissiger, vor allem von portugiesisch sprechenden Journalisten und richteten sich – welch' eine Überraschung – vor allem an Kaka, der erstaunlich frisch aussah, fĂŒr das er ja erst gerade aus Japan gelandet war. Irgendwann versank Ronaldo daneben und tippte (scheinbar) unter der Tischkante etwas. Aufgeschreckt wurde er erst, als er zu möglichen Wunsch- resp. eben Unwunschgegner in der Champions League befragt wurde. Zumindest hier umdribbelte er die Klippen problemlos, nachdem er sich zuvor eine Falle getellt hatte. "Ich habe es schon immer gesagt, dass ich eines Tages einmal in Spanien spielen möchte. Das ist mein Traum." Das war ein Stich ins Herz eines englischen Journalisten. Irgendwann durfte er seine Frage dann doch noch heben und die ihm brennende Frage stellen: "Die Fans von Manchester United werden enttĂ€uscht sein. Kannst Du Dir keine Karriere wie Ryan Giggs vorstellen?" PĂ€ng. Ronaldo packte sein Englisch aus und antwortete: "Ich sagte es ist mein Traum, und TrĂ€ume lassen sich nicht immer verwirklichen. Mir gefĂ€llt es in Manchester, mir gefallen die Fans und mir gefĂ€llt die Liga. Aber es bleibt mein Traum, einmal in Spanien zu spielen." Auch pĂ€ng. Damit werden die Diskussionen um Ronaldo, den Cristiano, und Real Madrid bald schon wieder losgehen.

So weit so gut, die Herren zogen sich ins Hotel zurĂŒck und dort um. Ronaldos Frisur sass noch immer, und weil wohl doch nicht die ganze Tube Gel ins Haar geschmiert hatte, blieb noch etwas fĂŒr Kaka ĂŒbrig, der sich die Haare fĂŒr die Gala zurĂŒckkĂ€mmte oder gelte oder wie auch immer. Einzig Messi passte irgendwie nicht so recht in den Anzug, obs nur an der Frisur lag, sei einmal dahingestellt. Kaum also sass Rinarsson im Opernhaus zwischen all den prominenten Persönlichkeiten (man fĂŒhlt soch gleich ein Prozentchen wichtiger), da tuckerte ein SMS an: "Charly Rössli ist neuer Trainer von Sion." HĂ€? Was? Wer bitte? In mitten der Prominenz wie Franz Beckenbauer, Lothar MatthĂ€us, Pele und die schon erwĂ€hnten nun Charly Roessli... Christian Constantin ĂŒberrascht immer wieder.

In der Reihe vor mir sass Roger Berbig, auch als GC-PrÀsident bekannt. Im proppenvollen Opernhaus blieben aber just links und rechts von ihm die Sitze frei. Er lÀchelte leicht gequÀlt: "Ich habe es eben gerne bequem." Irgendwie hÀtte die Schlagzeile gepasst: "Ein PrÀsident wird allein gelassen." Der Vogel war nÀmlich schon auch da, nur setzte er sich anderswo hin.

Der Anlass lief wie geschmiert, kein Handyklingelton, der gestört hĂ€tte. Marta vergoss doch noch ihre TrĂ€nen, Kaka nicht, dankte aber auch Gott. Und dann forderte das Publikum noch eine Zugabe. Die TV-Stationen hatten die LiveĂŒbertragung bereits wieder beendet. Diskussionen auf der BĂŒhne. SĂ€nger Marc Stone und Dirigent Alan Gilbert verhandelten mit Moderator Rainer Maria Salzgeber, dessen Englisch deutlich besser war als jenes von ORF-Mensch Rainer Pariasek bei der Euro-Auslosung in Luzern, ĂŒber eine Zugabe. Man einigte sich auf "There's no business like showbusiness." Dazu musste aber noch einmal die SĂ€ngerin mit dem klangvollen Namen Cristina Gallardo-Domas auf die BĂŒhne – und dann kam sie doch noch, die Panne. Marc Scott verpasste nĂ€mlich seinen Einsatz, und musste in der Partitur des Dirigenten blĂ€ttern, um sich nochmals auf den Stand zu bringen. Schön, wenn's auch bei durchgestylten AnlĂ€ssen ein bisschen menschelt...

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