Miss-glückte Fragen

Heute war – wie immer zwei Tage vor einem Länderspiel – die Medienkonferenz der Nationalmannschaft. Um 14.30 Uhr standen resp. sassen an je einem Tisch fünf Spieler auskunftsbereit, um 15.00 Uhr stellte sich auf dem Podium Coach Köbi Kuhn den Fragen. Schon eine Stunde vor dem eigentlichen Medientermin waren die ersten Journalisten präsent. Und weil die EM ja immer näher rückte, rückten auch die Journalisten zahlreicher aus als auch schon. Die Nationalmannschaft ist en vogue. Offenbar nicht ganz so wie die Miss-Wahl vom Samstag (856'000:464'000 Zuschauer auf SF nicht mehr DRS).

Zum grossen Zirkus wird allgemeine Fragestunde hoch über dem Zürichsee im von aussen unschmucken, aber noblen Hotel Panorama Resort & Spa, wenn die zahlreichen Vertreter der lokalen Radio- und TV-Stationen auf den Plan treten. Ihr Unwissen scheint bereits Allgemeinbildung (oder gar Anstellungsbedingung). Jedenfall taten sich die Jungs (die Girls beschränkten sich auf die vorgegebenen Fussball-Fragen) mit Fragen zur Miss-Wahl vom vergangenen Samstag mehr hervor als durch Vorschau-Fragen auf das Spiel vom Mittwoch gegen die USA.

Nun sei fairnesshalber zugegeben, dass vielleicht mehr interessiert, was Marco Streller über die Miss Schweiz denkt, als wie er seine Tore schiesst. Die obengenannten Zuschauerzahlen waren aber mit Sicherheit noch nicht als einsames Pflänchen in der Bildungswüste der Fragenden aufgetaucht. Aber was bitte sehr, soll Tranquillo Barnetta, der ja nie um eine Antwort verlegen ist, auf diese Frage sagen: "Glaubst du, die neue Miss Schweiz kennt die Offsideregel?"

Und dann ist da ja auch immer der selten leise Tele-Züri-Schmuki, Vorname Philippe. Vor seinen Fragen fürchten sich die Spieler ohnehin, denn zum Spiel haben diese meistens einen ähnlichen Bezug wie die NZZ zum Blick. Heute waren also Streller, Zubi & Co. seine Opfer zum Thema Miss-Wahl. Mit der aktuellen Ausgabe der Schweizer Illustrierten unter dem Arm, die die Schönheit auf dem Titelbild im Porträt und im Innern mit dem obligaten Badewannenbild zeigt, wuselte Schmuki zwischen den Spielern hin und her und quetschte sie über Amanda Ammann (so heisst sie übrigens) aus.

Und das tönt dann ungefähr so: "Zubi, wie findest Du die neue Miss Schweizer?", "Fandest Du es schade, dass am Samstag das Spiel war, und Du deshalb die Miss-Wahl nicht gesehen hast?", "Hast Du das Badewannenbild gesehen oder soll ich es Dir noch zeigen?" undsoweiterundsofort.

Und für alle Fans der miss-glückten Fragen, hier noch die wichtigsten Antworten in der Zusammenfassung: Barnetta ist es eigentlich schnurzpipeegal, ob Fräulein Ammann weiss, wann, wo und warum es Offside gibt. Zubi hatte kein Problem damit, am Samstag im Letzigrund statt vor dem TV zu sein, das Bild mit Frau in Badewanne ist ihm im Prinzip nicht unbekannt, für ihn gibt es ohnehin keine bessere als Beatriz, und über Amanda weiss Zubi: "Sie hät e schöns Dialäkt..." De gustibus non est disputandum...