Wer ist unser Goalie?

Diego Benaglio, Fabio Coltorti oder Pascal Zuberbühler (in alphabetischer Reihenfolge) machen sich im Moment nach offizieller Lesart noch Hoffnungen auf die Nummer-1-Position an der EM. Köbi Kuhn hat sich schon längst festgelegt, hatte er mal erklärt, heute Morgen bestätigt.

Das mit der Kommunikation ist sicher noch immer nicht die Stärke des SFV. Blick informiert Basels Eren Derdiyok am Handy über das Aufgebot, weshalb diesem fast das Telefon aus den Händen fällt. Und merke: nicht jeder Basler Secondo, der von Kuhn nicht besucht wurde, wird abtrünnig. Item. Die ausländischen Vereine wissen seit knapp einer Woche, dass die Schweizer Nationalmannschaft einen oder mehrere Spieler von ihnen aufbieten möchte. Die Spieler sind noch ein bisschen weniger informiert, wie ein Telefon mit Mario Eggimann (musste ihm doch anständig zum Geburtstag gratulieren) ergab. Gleiches auch aus England resp. Spanien, wo Blerim Dzemaili mit den Bolton Wanderers im Trainingslager ist. "Ist das Aufgebot schon bekannt", fragte er mich. Nur zu gerne hätte er im Wembley seinem Klubtrainer Gary Megson gezeigt, dass er wieder fit ist.

Heute Morgen fand im alten Papiersaal im neuen hypermodernen Einkaufscenter Sihlcity die Medienorientierung statt, was die Credit Suisse vor und während der EM alles plant (link). Die Grossbank muss sich während dem Anlass selber auf Nebenschauplätzen aufhalten, da ja die UEFA die UBS als Sponsor an Land gezogen hat. Das bringt uns wieder zur Goaliefrage zurück, die ja Kuhn schon längst entschieden hat. Im Werbespot, den die Credit Suisse heute quasi uraufgeführt hat und der vor einem Jahr in Florida gedreht worden war, ist Benaglio der Goalie. Überinterpretieren sollte man dies aber wohl auch nicht.

Wer wird also Goalie Nummer 1? Zuberbühler kennen wir nur zu gut. Er ist bei Xamax unbestrittene erster Goalie – und wird dies auch nach dem fünften Flop in der 12. Runde der Rückrunde bleiben. Coltorti darf sich dank der Verletzung von Toño jetzt doch noch in der Primera Division beweisen. Und sind wir objektiv: in der Nationalmannschaft war bisher überzeugend und keineswegs einen Gegengoaltorti wie zuweilen bei den Grasshoppers. Gleiches kann wiederum Benaglio nicht behaupten, der in der Nati zudem das Pech hatte, genau dann im Tor zu stehen, wenn seine Vorderleute gelinde gesagt einen weniger guten Tag einzogen (Österreich, Deutschland, Japan). Und wie er in der Meisterschaft spielt? Genau weiss das kaum einer, der die Schweiz nur wenig verlässt und des Portugiesischen nicht so mächtig ist. Aber sechs Mal zu Null in 16 Meisterschaftspartien (darunter auch ein 0:0 gegen Porto) sind schon ein gewisser Leistungsausweis. Und bei Wolfsburg steht er nun umso mehr im Fokus – wohl am meisten von allen drei Goalies.

Bleibt noch die Frage, wer wieviel Kredit geniesst. In der Öffentlichkeit und bei den Medien: Zubi nicht mal so viel, wie Coltortis Haare lang sind. Coltorti etwas mehr, wenn er nicht gerade von fehlender Energie schwafelt. Benaglio sicher am meisten. doch wie sieht es aus, wenn Benaglio im Eröffnungsspiel gegen Tschechien floppen würde. Lautet dann die Schlagzeile, wie Köbi Kuhn es wagen konnte, mit dem jüngsten der drei Goalie ins Turnier zu steigen? Vielleicht. Sicher ist nur bei einem Zubi-Flop: "Wir haben es ja schon immer gewusst"... Es darf munter weiter diskutiert und spektuliert werden.

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